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Long Beach: AMCIS 2000 Freitag, 11.08.2000 Matthias' Tag: Kurz nach 07:00 Uhr fahre ich mit dem Passport, dem kostenlosen Bussystem von Long Beach, von unserem Hotel zur Haltestelle Pine Avenue/First Street. Von dort sind es nur ein paar hundert Meter zum Westin Hotel, in dem die 2000 Americas Conference on Information Systems stattfindet. Bei der Anmeldung bekomme ich eine große, stabile Tasche mit dem Konferenzprogrammm, Ankündigungen und Calls for Papers für die nächsten Konferenzen sowie die rund 440 AMCIS-Beiträge auf CD. Als ich die gedruckten Proceedings abholen will, kippe ich fast hintenrüber: Die Frau am Empfang holt einen 30x20x20-cm-Karton unter dem Tisch hervor, der rund drei Kilo wiegt. "This is all mine??" Als sie grinsend nickt, entscheide ich mich spontan, die Proceedings doch erst nach der Konferenz abzuholen - es sind über 2.400 Seiten, erfahre ich später. Die meisten Vorträge finden im dritten Stock statt, in Räumen, die zwischen 40 und 70 Personen fassen. Zwar sind über 1.000 Teilnehmer registriert, doch da die 440 Vorträge, Tutorials, Workshops und Demonstrationen parallel laufen, verläuft sich die Masse recht gut, die Räume sind selten überfüllt. Zur Einstimmung höre ich mir die ersten Vorträge im Melbourne Room an, in dem ich in zwei Stunden auch stehen werde. Wenn man sieht, dass die anderen präsentationstechnisch auch nur mit Wasser kochen, legt sich die Nervosität schnell. Nach der ersten Sitzung und einer halbstündigen Pause füllt sich der Raum für die zweite Session im Technical Minitrack "E-Commerce-Systems: Architecture, Infrastructure, Model, and Development Methodology". Die erste Präsentation darin: "Realizing an Integrated Electronic Commerce Portal System" von einem gewissen Autorentrio Matthias Book (WebService Haltern), Volker Gruhn (Uni Dortmund) und Lothar Schöpe (ICD e.V.). Ich habe mein Notebook sicherheitshalber im Hotel gelassen (tatsächlich ist ein Laptop während der Konferenz gestohlen worden), und auch Session Chair Dorothy Fisher hat keinen Rechner mitgebracht, sodass meine gedruckten Folien zum Einsatz kommen: "Hello, my name is Matthias Book, and I'm going to present an experience report on the realization..." Der Vortrag läuft glatt, nach gut 20 Minuten bin ich durch und habe noch Zeit für Fragen. Wie erwartet, zielen die meisten Fragen eher auf die Einsatzumgebung des Systems (Anbindung anderer Datenbanken, Einbindung in den gesamten Workflow von Versicherungsagenten, Management von Transaktionen) als auf technische Details (warum CORBA und nicht RMI?). Den Rest des Tages sehe ich mir verschiedene Sessions an - interessant ist das Spektrum an Vortragstechniken: Von ausgefeilten Powerpoint-Projektionen, die souverän präsentiert werden, bis zu unmotiviert vorgelesenen schwarzweiß-Folien ist alles vertreten. Interessant auch das Verhalten der Zuschauer: Bei vielen Vorträgen herrscht ständiges Kommen und Gehen, einige lesen im Konferenzprogramm, basteln auf dem Notebook an ihren eigenen Folien oder schlafen mehr oder weniger offensichtlich. Mittags wird im Ballroom A Lunch serviert - ein Fruchtsalat zur Vorspeise, Huhn mit Reis und Gemüse als Hauptgang und ein Stück Kuchen zum Nachtisch. Nebenbei halten die diversen Honoratioren ihre Begrüßungsreden. Gegen 17:30 Uhr habe ich schließlich nach 15 Vorträgen mein Aufnahmelimit erreicht und fahre mit dem Passport zurück ins Hotel. Nils' Tag: Auf der Suche nach einem Kabel mit amerikanischem Netzstecker und Kaltgerätestecker für mein Notebook lerne ich Downtown Long Beach ausgiebig kennen. Die Orientierung ist kein Problem, weil alle Straßen rechtwinklig verlaufen. Jeder Block ist aber anders, was die Bevölkerung angeht: Während das Volk im Zentrum relativ gemischt ist, scheint man auf dem Weg nach außen immer wieder unsichtbare Grenzen zu überqueren, hinter denen man überwiegend weiße, schwarze oder mexikanische Bürger antrifft. Je weiter man sich dabei von der Innenstadt entfernt, desto ärmlicher wird die Umgebung. Mein Kabel finde ich schließlich in einem kleinen Radio Shack relativ weit draußen. Zurück im Hotel klappt es damit dann auch mit dem Notebook. Beim Fernsehen stößt man übrigens immer wieder auf Werbespots, die auch in Deutschland laufen - z.B. den Spot, in dem ein Audi einen Wasserski-Läufer zieht. Hier ist er allerdings mit einer Einblendung versehen: "This was done on a closed course with a professional stuntman. Do not try this with your own car. This can void your warranty." Nette Überraschung: Abends wird über der Mündung des Los Angeles River ein großes Feuerwerk abgefackelt. < 10.08.2000 | 12.08.2000 > |
© 2000 Matthias Book (Text), Nils Grunwald (Fotos) |